Den meisten Deutschen und den meisten deutschen Politikern und Journalisten ist das Retten von Fröschen wichtiger als das Retten von Christen im Nahen Osten, wie Christen im Nahen Osten ironisch feststellen. In der ZEIT hat Evelyn Finger den Klagen von Christen im Nahen Osten Recht gegeben: „Alles ist dem Westen wichtiger als wir“ [Evelyn Finger: Ihr Froschretter! In: DIE ZEIT vom 12. April 2017].

Finger schreibt:

„Am Palmsonntag sagte deshalb der syrisch-orthodoxe Bischof von Mossul, Nicodemus Daoud Matti Sharaf: ‚Der Westen schert sich mehr um Frösche als um uns.‘ Das ist polemisch, aber wahr. Denn die UN, die EU, die Nato haben es versäumt, nach dem Aufstieg der Terrormiliz IS zügig über militärisch gesicherte Schutzzonen zu reden. Bis heute gibt es keine.“

Die Weltweite Evangelische Allianz hat dies – bis hin zum Generalsekretär der UN persönlich – seit Auftreten des IS gefordert. Es gab aber leider noch nicht mal eine nichts sagende, nette Reaktion seitens der UN.

Finger fährt fort:

„Es dauerte viel zu lange, bis die Christen des Nahen Ostens als verfolgte Gruppe anerkannt wurden – selbst von den USA, die 2014 immerhin den Vormarsch des IS auf die Flüchtlingsstadt Erbil stoppten. In Washingtons demokratischen Thinktanks finden viele, Christenverfolgung sei ein Thema für Fox News, also für Rechtsaußen. In Europa haben Kirchenvertreter Angst, als Rechte missverstanden zu werden, wenn sie sich für Christen einsetzen. So ist das Thema tatsächlich bei den Rechten gelandet, die es freudig instrumentalisieren und ihrerseits den Religionskrieg zwischen Christen und Muslimen prophezeien. Ist es wirklich so schwer, über das Drama der Christen zu reden und gleichzeitig klarzumachen, dass verfolgte Sunniten, Schiiten, Aleviten, Atheisten nicht minder schutzwürdig sind?“

Ja, das ist die entscheidende Frage, die sich etwa auch für die meisten Parteien im Bundestag stellt.

Finger schreibt zu Recht:

„Für die Überlebenden der Anschläge klingen Worte der Betroffenheit längst nach Lüge. Sie sagen: Das christliche Europa lässt uns Christen im Stich. Man kann nun aus sicherer Distanz entgegnen, das sogenannte Abendland sei doch bloß eine Fiktion der AfD, und Hilfe speziell für verfolgte Christen sei unchristlich, weil Jesus die Nächstenliebe nicht für seine Anhänger reserviert hat. Die Verfolgten verstehen trotzdem nicht, warum ihre Mitchristen im Westen nicht wenigstens laut für sie streiten.“

Richtig, Deutschland ist kein christlicher Staat, der sich als Schutzmacht von Christen in anderen Ländern versteht. Aber als säkularer Staat darf er auch nicht die Menschenrechtsverletzungen an Christen ignorieren, nur um nicht den Verdacht zu nähren, er könne als christlich (miss-)verstanden werden. Das wäre so, als wenn christliche Feuerwehrmänner und -frauen Angst hätten, Christen das Leben zu retten, weil man das als Parteinahme verstehen könnte.