Thomas Schirrmacher hat verschiedene Vorträge und Aufsätze der letzten zwei Jahrzehnte zusammengestellt, in denen es um die Frage geht, ob Apolo­getik des christlichen Glaubens gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen grundsätzlich mit einem interreligiösen Dialog vereinbar ist oder nicht und ob Wahrheitsansprüche einen Dialog mit anderen Religionen und Weltanschau­ungen unmöglich machen oder sehr erschweren.

Schirrmacher schreibt:

„Ich vertrete, dass beide Seiten zusammengehen können, ja müssen, das heißt, dass ein Dialog mit anderen Religionen und Weltanschauungen sowohl 1. nur dann intellektuell redlich als auch 2. nur dann dem Wesen des christlichen Glaubens entspricht, wenn wir uns dem Wahr­heitsanspruch zentraler christ­licher Glaubensaussagen stellen und gleich­zeitig ein ernsthaftes Gespräch auf Augenhöhe suchen.“

Das Buch ist damit zugleich auch eine Verteidigung der Position des 2011 vom Vatikan, dem Ökumenischen Rat der Kirchen und der Weltweiten Evange­lischen Allianz verabschiedeten Doku­ments „Christliches Zeugnis in einer multi-religiösen Welt“, das christliche Weltmission sehr deutlich mit einem Dialog mit Anhängern anderer Religionen und mit Religionsfreiheit und Frieden zwischen den Religionen einhergehen kann und muss.

Nach Meinung etlicher Vertreter der pluralistischen Religionstheologie oder ähnlicher Entwürfe kann Dialog nur stattfinden, wenn man den eigenen Wahrheitsanspruch stark relativiere oder ganz aufgebe. So sagt der katholische Theologe Paul Knitter, Dialog sei unmöglich, wenn einer der Partner ihn mit einem Wahrheitsanspruch eingeht. Schirrmacher sagt dazu:

„In der Realität findet ein Dialog, auf dem beide Seiten ihren Wahrheitsanspruch aufgeben, jedoch praktisch nie statt, sicher jedenfalls nicht, wenn etwa Vertreter des Islam beteiligt sind. Dialog, auf dem nur eine Seite dies tut, findet recht selten statt. Am häufigsten findet in der Realität ein intensiver Dialog zwischen Anhängern von Religionen und Weltanschauungen statt, die freundlich und friedlich aufeinander hören, gemeinsam der Gesellschaft dienen wollen, den Wesenskern ihres Glaubens aber für nicht hinterfragbar halten.“

Über den Autor

Erzbischof Prof. Dr. theol. Dr. phil. Dr. mult. Thomas Paul Schirrmacher ist Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (Frankfurt), Präsident des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (Costa Rica, Vancouver, Bonn) und Co-Präsident von Religions for Peace (New York). Seit seiner Promotion in Missionswissenschaft 1985 ist er maßgeblich an der weltweiten Ausbreitung des Evangeliums beteiligt. Gleichzeitig nimmt er seit Jahrzehnten an vielen globalen Treffen des Interreligiöser Dialogs teil, hat aber auch viele Dialoginitiativen weltweit vor Ort besucht und unterstützt.

Bibliografische Angaben

 

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