In mehreren kleineren und größeren Veröffentlichungen und häufig in meinen Vorträgen habe ich Mali als Beispiel für eine funktionierende Demokratie in einem islamischen Land angeführt, zugleich auch als Beispiel für funktionierende Religionsfreiheit – ein eigentlich selbstverständlicher Bestandteil von Demokratie (z. B. bei der Bundeszentrale für politische Bildung hier; Im IIRF-Bulletin: Nr. 2 (2012), S. 7).

Die 5% Christen und 5% oder mehr Angehörigen von Stammesreligionen (‚Animisten’) genossen trotz einer muslimischen Mehrheit von 90% Freiheit der Religionsausübung. Und das in Nachbarschaft zu Mauretainien und Algerien. Ein Foto aus besseren Zeiten zeigt mich mit der Botschafterin von Mali, die mir die Ehrennadel für meine Ausführungen in einer Gastvorlesung zur rechtlichen Lage christlicher Minderheiten weltweit an der juristischen Fakultät der Universität Münster im Jahr 2009 verleiht.

Mit der Botschafterin von Mali

Gleich doppelt fällt das freie Mali Islamisten zum Opfer – wohlgemerkt nicht der muslimische Bevölkerungsmehrheit, die die Demokratie weiter will und dafür in Massen auf der Straße demonstriert, sondern einer fundamentalistischen Minderheit und dem verheerenden Einfluss des Wahhabismus und anderer Strömungen aus der arabischen Welt. Die Rebellen im Norden sind daran eben so schuld wie die Militärputschisten in der Hauptstadt. Dass im Norden, etwa in den Städten Timbuktu und Gao, gleich Kirchen zerstört, Pastoren bedroht und Christen vertrieben wurden, ist da so zwangsläufig wie dramatisch traurig.

Denn was für eine Tragik, dass die am besten funktionierende Demokratie in einem Land mit großer muslimischer Bevölkerungsmehrheit der Gewalt ihrer Gegner zum Opfer fällt! Gegen die geballte fundamentalistische Gewaltbereitschaft und Gewalt kann sich aber auf Dauer nur ein starker Staat durchsetzen, der bereit ist, sein demokratisch legitimiertes Gewaltmonopol konsequent gegen die Gegner der Demokratie einzusetzen, in Afrika wie in Europa.