Als junger Mann hatte ich einmal die seltene Gelegenheit, Billy Graham persönlich zu begegnen. Ich fragte ihn, was er anders machen würde, wenn er noch einmal von vorn anfangen könnte. Seine Antwort lautete: Bevor er ein christlicher Leiter werden würde, würde er viel mehr Zeit investieren, um die Bibel eingehend zu studieren und um sich von einem angesehenen Bibellehrer in der Jüngerschaft schulen zu lassen.

Mit Billy Grahams Sohn Franklin, wenige Tage vor dem Tod seines Vaters

Mit Billy Grahams Sohn Franklin, wenige Tage vor dem Tod seines Vaters

Kühn, wie ich damals war, wandte ich ein, dass er, falls er am falschen Ort Theologie studiert hätte, vielleicht ein rein theoretischer Denker geworden wäre, oder ein liberaler Theologe oder sonst etwas, aber nicht der Evangelist, der dafür bekannt ist, dass er mit seiner großen aufgeschlagenen in der Hand wippenden Bibel wiederholt: „Die Bibel sagt …“. Er lachte, doch er meinte, das dürfe nie als Argument gegen ein gründliches Studium der Bibel, ihrer Botschaft und ihrer Folgerungen für unser Leben her halten.

Wie wahr ist doch seine Aussage für Christen in jeder Leitungsposition, sei es in der Gemeinde, in der Wirtschaft oder in der Politik. Die, die große Verantwortung tragen, sind dennoch fehlbare Menschen mit all ihren Schwächen und allen typischen Problemen des Lebens. Je größer deine Verantwortung, umso mehr Weisheit aus der Bibel und umso mehr verborgene Schulung in der Jüngerschaft brauchst du.

Ich nahm an jeder der drei Internationalen Konferenzen für Reisende Evangelisten in Amsterdam (1980, 1983, 1986) teil, die von Reverend Graham initiiert und von seiner Evangelistic Association gesponsort wurden. Auf einer dieser Konferenzen hörte ich eine Rede, die mich von all seinen Reden am meisten beeindruckt hat: „Das Leben eines Evangelisten“. Er sagte unumwunden, dass der Hauptgrund für das Versagen von Evangelisten weltweit Geld, Sex und Macht seien. Er ermahnte die anwesenden Evangelisten dringend, nicht die zerstörerische Rolle des Hochmuts zu unterschätzen, der mit Einfluss, Erfolg und einem hohen Bekanntheitsgrad einhergehen kann. Und er machte deutlich, dass er nicht nur von mentalen oder geistlichen Versuchungen redete, sondern von der sehr realen Anziehungskraft eines großen Rotlichtviertels in Amsterdam, in dem ein Evangelist, fern seiner Heimat, von niemandem erkannt werden würde.

Ja, Selbstkritik ist ein Muss, wenn du als Christ leistungsstark sein willst, und Selbstkritik kommt nirgends besser zum Ausdruck als in dem Eingeständnis „Ich bin ein Sünder“. Wir dürfen niemals meinen, „So etwas könnte mir nicht passieren“.

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert