Heute war ich zur Aufnahme einer Folge der Oliver-Geissen-Show von RTL in Köln-Hürth zum Thema „Armut in Deutschland“. Der Ausstrahlungstermin ist noch nicht bekannt, aber die Sendung erwies sich als ungewöhnlich gut. Es gelang der Spagat zwischen Solidarität mit unverschuldet und verschuldet arm Gewordenen einerseits und der Rückfrage, inwieweit persönliches Versagen eine Rolle spielt, aus der Notlage herauszukommen. Sehr eindrücklich war auch – weil völlig ungeplant – wie stark im Falle aller Betroffenen deutlich wurde, dass Armut oft eine Folge auseinanderbrechender Familien ist. So war es einerseits durchgängig das Fehlen einer Familie oder der Zusammenbruch einer Familie, die maßgeblich in die Armut führten, andererseits zeigte sich, dass echter Familienzusammenhalt sowohl hilft, Glück im Unglück zu empfinden und stark zu bleiben, als auch einen Weg aus der armut zu finden.

Ungeheuer beeindruckend waren die interviewten ehrenamtlichen Helfer, die sich für andere in einer Weise aufopfern, dass einem nur der Mund offen stehen bleiben kann.

Auf die Frage an mich, ob es denn angehe, dass im Sozialstaat so viele arm würden, antwortete ich zum einen, dass ohne den Sozialstaat die Zahl derer, die sich kaum selbst versorgen können wahrscheinlich drei bis viermal so hoch wäre und dass zweitens alle Schicksale zeigten, wo die Grenzen des Staates lägen: Zum einen könne er Familie nicht ersetzen oder allein durch finanzielle Unterstützung ausgleichen, zum anderen könne er das unglaubliche ehrenamtliche soziale Engagement nicht beliebig in Berufe umwandeln. Es sei nun einmal ein großer Unterschied zwischen einer fürsorglichen Dame, die Straßenkinder bei sich baden ließe (und nicht zufällig ‚Mama‘ genannt würde) und einem Sozialarbeiter/in, der/die eine Sprechstunde habe. Sozialarbeiter/innen könnten natürlich die gleiche volle Motivation haben, aber Ausbildung und Karriereweg könnten das nicht garantieren.

 

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