Vor etwas mehr als einem Jahr veröffentlichte ich meinen Blogeintrag „Deutschland, einer der ärmsten Staaten der Erde – Geburtenzahl sinkt dramatisch: Über das einzige Land der Erde, dass seit 30 Jahren eine Geburtenrate unter 1,4 hat, obwohl 2,08 nötig wären“ (http://www.thomasschirrmacher.info/archives/1547).
Die neuesten Zahlen aus dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes in dessen Bericht „Wie leben Kinder in Deutschland“ bestätigen dies, obwohl einige Medien schon die große Wende verkündigen, weil die Geburtenrate ganz leicht angestiegen ist und neuerdings die Geburtenrate in den neuen Bundesländern etwas höher als die in den alten Bundesländern ist. Das ist ja durchaus eine positive Entwicklung, hat sich damit doch die Geburtenrate in den neuen Bundesländern von einem weltweiten historischen Tiefpunkt nach der Wiedervereinigung praktisch verdoppelt. Das ändert aber nichts daran, dass die Zahl der unter 18jährigen in den neuen Bundesländern seit 1990 um 29 % (S. 8) gesunken ist (in den alten Bundesländern um 10%).
Der Anteil der unter 18jährigen in Deutschland liegt bei einmalig niedrigen 16,5 % (= 13,1 Mio.; 2000: 18,8% = 15,2 Mio., S. 7) und ohne die vielen Kinder mit Migrationshintergrund läge die Zahl noch niedriger! Selbst in den Nachbarländern liegt der Prozentsatz überall über 20%. Der Präsident des Statistischen Bundeslandes, Roderich Egeler, sprach deswegen zu recht vom „kinderärmsten Land Europas“. Das Bundesamt berechnet, dass im Jahr 2030 der Anteil auf 15% sinken wird, bis 2060 auf 14%.
Die Finanzkrisen haben unmittelbar einen verheerenden Effekt, der Effekt der Kinderarmut wird demgegenüber zwar schleichend kommen, aber noch schlimmer sein. Denn Kinder kann man nicht schnell irgendwo leihen und auf den Markt ‚schießen‘. Von dem Moment, da man versucht, eine neue Generation von Menschen zu gewinnen, gerne und mehr Kinder zu haben, bis zu dem Moment, an dem diese Kinder in den Arbeitsmarkt eintreten und mit ihrem individuellen Schaffen und Können die Kultur bereichern, vergehen nämlich Jahrzehnte.
Das Statistische Bundesamt sagt: „Kinder sind das Wertvollste einer Gesellschaft“ (Bericht S. 5; auch hier). Was aber tun, wenn das zwar einflusslose Statistiker so sehen, breite Teile der Medien und Politik sich aber in immer neuen familien- und kinderfeindlichen Forderungen überbieten und seit Jahrzehnten schlicht nichts dagegen unternehmen? Wenn das Bundesverfassungsgericht immer wieder neu entscheidet, dass in Deutschland Familien systematisch im großen Stil benachteiligt werden und bisher kein Urteil wirklich umgesetzt wurde?
Gute Berichte zum Kinderbericht des Statistischen Bundesamtes: WELT, Focus
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