Am 25. November 2022 unterstützten viele Frauengruppen und Kir­chen auf der ganzen Welt den Internationalen Tag zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen. Über ein globales Netzwerk, das von der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) eingerichtet wurde, nutzten Einzelpersonen und Organisationen den Aktionstag des Roten Stuhls, um auf Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen, die Opfer häuslicher Gewalt sind.

Bischof Dr. Thomas Schirrmacher, Generalsekretär der WEA, sagte:

„Wir wollen, dass sich die ganze Welt mit dem Thema Missbrauch auseinandersetzt und eine Stimme für die Misshandelten ist, aber die Glaubwürdigkeit unseres prophetischen Zeugnisses für alle hängt von unserer Bereitschaft ab, die Sünde in unserer Mitte und unsere eigene Trägheit zu bereuen, diesen Missbrauch anzusprechen und Strukturen aufzubauen, die helfen, ihn zu vermeiden. Wir wollen Hoffnung bringen, nicht Schmerz, aber oft müssen wir zuerst den Betroffenen zuhören, bevor wir Hoffnung bringen.“

Die Statistiken über häusliche Gewalt sind erschütternd: Schätzungen zufolge sterben jeden Tag 137 Frauen durch die Hand eines Partners oder engen Familienmitglieds. Körperliche Gewalt, Online-Missbrauch, finanzielle Kontrolle und psychologische Grau­samkeiten betreffen jedes Jahr Millionen von Frauen.

Über Missbrauch in der Kirche wurde bisher kaum gesprochen. Valerie Duval-Poujol, eine französische baptistische Theologin, sagt:

„Die Statistiken über häusliche Gewalt sind sehr hoch und kommen auch in unseren evangelischen Kirchen vor (1 von 4 Kir­chenbesuchern). Also müssen wir alles tun, um diesem großen Leid ein Ende zu setzen. Wir wissen, dass die Zahl der Opfer deutlich zurückgeht, wenn kirchliche Führungs­kräfte geschult werden und wenn unsere Kirchen den Opfern Unterstützung anbieten.“

2022 führte die Asiatische Evangelische Allianz (AEA) in sechs Ländern wichtige Untersuchungen über das Ausmaß von Familienkonflikten und Missbrauch durch. Die Er­gebnisse zeigten, dass häuslicher Missbrauch in den Kirchen weit verbreitet ist und 70 % der Pastoren sich nicht in der Lage fühlen, damit umzugehen. Daraufhin veran­staltete die AEA Webinare zur Schulung von Führungskräften und freute sich, dass Hunderte Pastoren daran teilnahmen.

Um auf die Maßnahmen hinzuweisen, die die Kirchen zur Bekämpfung von Gewalt ge­gen Frauen ergreifen können, organisierten Menschen in vielen Orten von Pakistan bis Guyana eine einfache Aktion, um das Bewusstsein für häusliche Gewalt zu schärfen – einen leeren Stuhl, der an einem prominenten Ort platziert und rot drapiert wurde, um die Frauen zu symbolisieren, die auf­grund von Gewalt „vermisst“ werden. Das Christliche Netzwerk zur Beendi­gung von häuslicher Gewalt (Christian Network to End Domestic Abuse, CNEDA) erstellte Gebets- und Predigt­materialien und rief die Kirchen dazu auf, einfache Schritte zur Unterstützung der Opfer und zum Umgang mit den Tä­tern zu unternehmen.

Erika, eine Ärztin aus Rumänien, hat den Missbrauch überlebt. Jah­relang fühlte sie sich unwohl und schämte sich. Sie fragte sich, ob sie ih­ren Mann mehr lieben sollte, und bekam keine Unterstützung von ihrer Kirche.

„Traurigerweise“, sagt Erika, „war die Kirche stumm, und sie muss das Schweigen brechen. Die Kirche muss entschlossen sein, über häusliche Ge­walt aufzuklären, und sie muss betonen, dass Missbrauch und Gewalt gegen Frauen eine Sünde ist. Gott bestraft Frauen nicht und will nicht, dass sie eine solche Situation ertragen müssen“.

Die Gründerin des CNEDA-Netzwerks, Amanda Jackson, sagte:

„Wir haben die Ver­antwortung und die Pflicht, Frauen wie Erika zu unterstützen: auf die Anzeichen von Missbrauch zu achten, die Opfer zu unterstützen, zu beten und den Tätern gegenüber gerecht zu sein.“

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