Der stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz hat die seit 2014 jährlich stattfinde ökumenische Bischofspredigt zur Christenverfolgung im Münster in Neumarkt in der Oberpfalz (Bayern) gehalten. Dazu hatten Kirchen aller Konfessionen eingeladen.
In seiner Predigt forderte Schirrmacher die weltweite Christenheit dazu auf, angesichts der Weltlage aus der Lethargie zu erwachen und eine nie gekannte Solidarität zu beweisen. Es gäbe Politiker, Journalisten und Führer nichtchristlicher Religionen, so Schirrmacher, die sich intensiver öffentlich für das Schicksal verfolgter Christen einsetzten als manche Kirchenführer.
Oft ignoriere die akademische Theologie aller Konfessionen nach wie vor das Thema Martyrium weitgehend. Dabei gehöre dieses Thema in die Christologie sowie in die Pneumatologie, und auch eine christliche Ekklesiologie sei ohne eine ausführliche Einbeziehung des Themas Leiden für Christus nicht zu behandeln. Davon sei aber etwa in den Dogmatiken kaum etwas zu finden. Auch Kirchengeschichte, Pastoraltheologie und Liturgie müssten das Thema viel intensiver behandeln. Warum, so Schirrmacher, höre man nicht viel stärker auf Theologen, die in Verfolgungssituationen lebten und wirkten? „Warum wird das, was sie schreiben, nicht als echte, geschweige denn als wissenschaftliche Theologie akzeptiert?“
Aber nicht nur die Theologie sei in dieser Frage nach wie vor weitgehend westlich dominiert und ignoriere die Alltagsrealität des Leidens vieler Kirchen, auch der kirchliche Betrieb gehe weitgehend daran vorbei. Und noch immer konzentriere sich die Solidarität mit verfolgten Christen weitgehend auf die eigene Konfession.
Kein Christ und keine Kirche könne aber sagen, dass sie zur einfachsten Form der Solidarität, dem Gebet, keine Zeit, kein Personal und keine Finanzmittel hätten. Ein
kurzes Gebet für die von schierer Gewalt betroffenen Christen müsste eigentlich einen festen Platz in jedem Sonntags-Gottesdienst, in jeder kirchlichen Veranstaltung und in jedem persönlichen Morgen- und Abendgebet haben.
Wie der Hausherr, Domkapitular Münsterpfarrer Norbert Winner, und einer der Organisatoren der jährlichen Bischofspredigt, Pfr. i. R. Ernst Herbert, feststellten, sei Thomas Schirrmacher nicht nur besonders für dieses Thema geeignet, weil er sich seit 20 Jahren weltweit für verfolgte Christen einsetze, sondern auch, weil die Kirche, der er vorsteht, eine große Zahl von Konvertiten vom Islam zum Christentum als Mitglieder hat, die ihre Heimat deswegen verlassen mussten.
Die jährliche Bischofspredigt gibt es seit 2014. Thomas Schirrmacher ist der erste evangelische Bischof, der sie hält.
Prediger der „Bischofspredigt“ zur Christenverfolgung in Neumarkt i.d.OPf. 2014–2017
- 2014: Der katholische Nuntius in Nigeria, Erzbischof Augustine Kasuja (heute Nuntius in Belgien & Lux)
- 2015: Der deutsche syrisch-orthodoxe Erzbischof Julius Hanna Aydin
- 2016: Der Patriarch der syrisch-katholischen Kirche mit Sitz in Beirut, Ignatius Joseph III. Younan
- 2017: Der deutsche koptische Generalbischof Anba Damian
- 2018: Der stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz und leitende Bischof der ‚Communio Messianica‘, Thomas Schirrmacher
Neumarkt in der Oberpfalz
Neumarkt in der Oberpfalz ist eine Große Kreisstadt mit 40.000 Einwohnern im gleichnamigen Landkreis im bayrischen Regierungsbezirk Oberpfalz. Im 15. und 16. Jahrhundert war sie Residenzstadt zweier Wittelsbacher Linien. Pfalzgraf Friedrich der II. führte im 16. Jahrhundert die Reformation ein; bis 1655 wechselte die Stadt dann mehrfach die Konfession. 1655 mussten alle Protestanten die Stadt verlassen. Mitte des 19. Jahrhundert entstand wieder eine evangelische Gemeinde, die die Christuskirche, die ehemalige Kirche des Kapuzinerklosters, als Heimat bekam.
Der Neumarkter Dom, offiziell das „Münster St. Johannes“, im Volksmund einfach Johanneskirche genannt, ist eine gotische Hallenkirche im Stadtzentrum neben dem Rathaus und die größte Kirche der Stadt. Der Turm ist mit 72 Meter Höhe der höchste Kirchturm im Bistum Eichstätt. Die Kirche wurde wahrscheinlich 1404–1443 parallel zur Residenz von Pfalzgraf Johann erbaut. Sie ist vor allem durch die Übertragung etlicher Gottesdienste im ZDF bekannt. 2015 wurde die Johanneskirche offiziell zum Münster erhoben.
Schreiben Sie einen Kommentar