ACK-Vesper im Neusser Dom thematisiert die zunehmende Diskriminierung und Verfolgung von Christen aller Konfessionen

(Bonn, 23.10.2015) Der Moderator der Beziehungen zu anderen Kirchen und Religionen der Weltweiten Evangelischen Allianz, der Menschenrechtsexperte Thomas Schirrmacher, hat die weltweite Christenheit dazu aufgefordert, angesichts der Weltlage aus der Lethargie zu erwachen und eine nie gekannte Solidarität zu beweisen. Es gäbe Politiker, Journalisten und Führer nichtchristlicher Religionen, so Schirrmacher, die sich intensiver öffentlich für das Schicksal verfolgter Christen einsetzten als viele Kirchenführer.

Thomas Schirrmacher im Neusser Dom

Thomas Schirrmacher im Neusser Dom

Kein Christ und keine Kirche könne sagen, dass sie zur einfachsten Form der Solidarität, dem Gebet, keine Zeit, kein Personal und keine Finanzmittel hätten. Ein kurzes Gebet für die von schierer Gewalt betroffenen Christen müsste eigentlich einen festen Platz in jedem Sonntags-Gottesdienst, in jeder kirchlichen Veranstaltung und in jedem persönlichen Morgen- und Abendgebet haben.

Paulus, so der Theologe und Religionswissenschaftler unter Berufung auf seine beiden Predigttexte, kenne nur leidende und mit diesen mit-leidende Christen, keine unbeteiligte Gruppe. „Ihr habt uns vergessen!“, sei die häufigste Klage, so Schirrmacher, die er aus ganz unterschiedlichen Ländern wie Nepal, Pakistan, Syrien oder den Malediven höre. Dem sollten Christen aller Kontinente entgegenwirken.

Der Einsatz für verfolgte Christen habe eine positive Wirkung auf ökumenische Beziehungen. Nicht nur gäbe es eine Ökumene der Märtyrer, sondern im Leiden für Christus erkennen wir im anderen oft erst den Mitchristen. Noch vor 50 Jahren hätten die meisten Christen die sieben altorientalischen Kirchen, die derzeit am bittersten leiden, wegen ihres „Monophysitismus“ („Einnaturenlehre“) gar nicht als Christen akzeptiert. Das sei aber Geschichte, längst sei erkannt, dass diese Kirchen im Wesentlichen das gleiche mit einer anders verwendeten Begrifflichkeit sagen.

Schirrmacher gilt als einer der besten Kenner der Lage der Religionsfreiheit weltweit, insbesondere auch der Lage der Kirchen aller Konfessionen. Er führte dazu Gespräche mit Papst Franziskus und alle ostkirchlichen Patriarchen und spricht in Parlamenten und an Universitäten weltweit.

v.l.: Erzpriester Panagiotis Tsoubaklis, Msgr. Guido Assmann, Pfarrer Sebastian Appelfeller, Thomas Schirrmacher

v.l.: Erzpriester Panagiotis Tsoubaklis, Msgr. Guido Assmann, Pfarrer Sebastian Appelfeller, Thomas Schirrmacher

Die „31. Ökumenische Michaels-Vesper in der Basilika St. Quirin zu Neuss“ fand unter dem Thema „Ökumenische Solidarität angesichts bedrängter und verfolgter Christen (Hebräer 10,32-35 und 1. Korinther 12,24b-27)“ statt. Der Gottesdienst wurde von den Leitern der drei Neusser Konfessionen moderiert: Kreisdechant Msgr. Guido Assmann, Oberpfarrer von St. Quirin (dem Münster) und damit Hausherr, Erzpriester Panagiotis Tsoubaklis von der orthodoxen Kirche des Hl. Nektarios zu Neuss und Pfarrer Sebastian Appelfeller, Vorsitzender des Verbands der Evangelischen Kirchengemeinden in Neuss.

Anschließend fand ein Empfang im Kardinal-Frings-Haus statt. Wie der Organisator der Vesper, Dirk v. Hahn, feststellte, nahmen alle von den Amtskirchen anerkannte Orden (Johanniterorden, Malteserorden, Grabesritter, Deutscher Orden, Michaelsbruderschaft) durch Delegationen an der Vesper teil. Dirk v. Hahn zeigte sich höchst zufrieden mit dem Ablauf und der Aktualität des Themas der Festpredigt.

Im Bericht der Rheinischen Post heißt es:

„Der Haltung ‚Das geht uns Christen nichts an‘ angesichts des aktuellen Flüchtlingsstromes erteilte Professor Thomas Schirrmacher eine klare Absage. Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Raum Neuss (ACK) predigte Schirrmacher, Präsident des Internationalen Rates für Menschenrechte und Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz mit Sitz in Bonn, zum Thema ‚Ökumenische Solidarität angesichts bedrängter und verfolgter Christen‘ im Quirinusmünster. Dort begingen katholische und evangelische, griechisch-orthodoxe und altkatholische Christen zum 31. Mal die ökumenische Michaelsvesper.“

Die Ökumenische Vesper findet seit 1984 jährlich im Neusser Dom statt. Seit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Neuss im Jahr 1999 ist die Michaelsvesper mit der ACK verbunden. Für die Vesper werden immer wieder führende Vertreter verschiedener Konfessionen gewonnen.

So gehörten zu den Festpredigern: 2010 Dr. Rainer Kardinal Woelki, damals noch Weihbischof in Köln, 2011 Erzpriester Dr. Georgios Basioudis aus Mannheim, 2012 und 2013 die beiden Prälaten und Beauftragten der EKD bzw. der DBK am Sitz der Bundesregierung, Dr. Bernhard Felberg und Dr. Karl Jüsten, und 2014 Dr. Athenagoras Ziliaskopoulus, Frankfurt, Archimandrit des Ökumenischen Patriarchats (Istanbul).

 

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