Modellkinderzentrum New Hope Uganda feiert 20-jähriges Bestehen
Sie kamen in großer Zahl – die ehemaligen Söhne und Töchter des Kinderzentrums Kasana von New Hope Uganda, als dort das große Jubiläum gefeiert wurde. Sage und schreibe 1.800 Menschen versammelten sich an jenem Sonntag zu einem drei Tage andauernden Fest. Sie feierten die zwanzigste Wiederkehr des Tages, an dem New-Hope-Gründer Jay Dangers und seine Ehefrau Vicky noch in den Nachwehen des jahrelangen blutigen Bürgerkrieges in Uganda die ersten zehn Waisenkinder aufnahmen.
Das Hilfswerk Gebende Hände unterhält seit vielen Jahren Waisenheime, Schulen, Ausbildungsbetriebe und Akademien in Uganda (siehe Projektbericht). Für die Bonner Hilfsorganisation ist das Kinderzentrum der wichtigste Projektpartner in Uganda. Damit wird Waisenkindern und Kindern aus armen Familien die Möglichkeit geboten, die gesamte Schul- und Berufsausbildung im Rahmen der Projekte von New Hope Uganda zu absolvieren und zugleich dem landwirtschaftlichen Leben nicht entfremdet zu werden. Die Aufteilung der Waisenheime in kleine Familiengruppen, die jeweils ein eigenes Feld bewirtschaften, gilt als modellhaft und wird derzeit auf zahlreiche Waisenheime in ganz Afrika übertragen. Zuletzt hat Gebende Hände in Uganda ein großes Projekt zur Wiedereingliederung von Kindersoldaten finanziert.
Wie entstand New Hope Uganda?
Nach einigen Jahren im Kongo und einem mehrjährigen Heimataufenthalt machte sich das junge Ehepaar Dangers aus Südkalifornien 1988 auf die lange Reise nach Kampala. Sie hatten die Vision im Herzen, das Elend ugandischer Waisenkinder, die der Bürgerkrieg und die Immunschwächekrankheit AIDS in großer Zahl hinterlassen hatten, zu beenden und ihnen ein neues Zuhause zu geben. Dabei hatte Jay Dangers, der ebenso wie seine Frau aus einer Missionarsfamilie stammte, stets das Ziel vor Augen, die Kinder nicht in einem herkömmlichen Waisenhaus mit ‚Schlafsaalatmosphäre‘ unterzubringen. Vielmehr wollte er ihnen eine neue Familie geben, in der sie die Liebe ihres himmlischen Vaters ganz konkret selbst erleben konnten.
Aus dem bescheidenen Anfang mit den ersten zehn Kindern wurde rasch eine umfangreiche Arbeit, die neben dem Kinderzentrum eine Schule und eine Berufsschule umfasste. Von Beginn an unterstützt und begleitet wurden Jay und Vicky Dangers von dem ugandischen Ehepaar Jonnes und Gertrude Bakimi. Sie gaben ihre repräsentativen Posten bei einem großen Getränkehersteller bzw. einer führenden Fachoberschule in Kampala aufgaben, um ganz für New Hope Uganda zu arbeiten.
Etwa 80 Kilometer von der Hauptstadt entfernt – im so genannten Luweero-Dreieck – entstanden rings um die zentral gelegenen Gemeinschaftsgebäude wie Schule und Kirche mehrere ‚Familiendörfer‘, in denen jeweils eine Gruppe von Kindern unterschiedlichen Alters mit ihren ‚Eltern‘ wie in einer richtigen Familie zusammenlebt. 1994, nur sechs Jahre nach der Gründung von New Hope Uganda, lebten in der Kasana-Familie schon 75 Kinder und 30 Mitarbeiter, überwiegend ugandische Christen, die sich als Gruppeneltern, Erzieher, Handwerker, Krankenschwestern, Köche, Gärtner und Lehrer um das Wohl der Waisen kümmern. Hinzu kommen Kinder aus den umliegenden Dörfern, deren Einwohner sich überwiegend von kargen landwirtschaftlichen Erträgen ernähren. Und so tummeln sich täglich etwa 215 Kinder auf dem Gelände von New Hope.
Auch die Familie Dangers selbst wächst mit der Zeit. Ihre sechs leiblichen Kinder bekommen immer wieder ugandische ‚Geschwister auf Zeit‘, wenn ihre Eltern es für notwendig halten, einem von Missbrauch und Verlassenheit sehr betroffenen Kind besonders viel Liebe, Geborgenheit und Zuwendung zu geben.
1996 wurde New Hope Uganda – bisher von amerikanischen, kanadischen und britischen Werken und Gemeinden gefördert – eine eigenständige gemeinnützige Organisation. Im Laufe der Jahre kamen weitere mehr als 20 Gebäude hinzu. Mit einem landwirtschaftlichen Projekt (zunächst Geflügelzucht, später Kochbananen-Anbau) wird die Arbeit teilweise selbst finanziert. Die Kinder eignen sich dadurch Kenntnisse und Fähigkeiten an, die ihnen für ein selbständiges Leben von großem Nutzen sind.
Heute kümmern sich mehr als 80 Mitarbeiter in Kasana um über 500 Kinder. Es gibt das Kinderzentrum, in dem nach wie vor verwaiste oder verlassene traumatisierte Kinder leben, die Essuubi-Eppya-Grundschule mit rund 300 Schülern, die New-Hope-Akademie mit etwa 85 Oberschülern, das New-Hope-Institut für Berufliche Bildung, wo etwa 20 Auszubildende jährlich ihren Abschluss machen, sowie das New-Hope-Institut für Kinder und Familie, das jedes Jahr rund 30 engagierte Christen schult und in alle Welt entsendet, wo sie wiederum mit traumatisierten Kindern und Familien arbeiten. Ein eigenes Krankenhaus sichert die medizinische Versorgung, und im Hope House finden verlassene Babys Aufnahme. Im Launch House haben die älteren Mädchen Gelegenheit, sich nach Abschluss der Schule in einer Wohngemeinschaft ein Jahr lang auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten.
Und die Arbeit wächst weiter. Im Kumi District im Osten Zentral-Ugandas entsteht zur Zeit das Kobwin Children’s Centre, in dem ehemalige Kindersoldaten aufgenommen werden sollen, damit sie in ein normales Leben zurückfinden und nach ihren grauenhaften Erlebnissen in den Rebellenlagern Josef Konys seelisch heil werden können. Darüber hinaus haben die Planungen für ein Ferien-Schulungszentrum begonnen, in dem Jugendliche lernen können, sich ihrer von Gott gegebenen Rolle als Mann oder Frau bewusst zu werden und ihr Mann- oder Frausein aus biblischer Sicht zu gestalten. In einer Welt, in der die meisten Jungen und Mädchen lediglich mit einer vagen Vorstellung davon aufwachsen, was es bedeutet, ein Mann oder eine Frau zu sein, ist dies ein wahrhaft revolutionäres Projekt. Die Palette der Seminare reicht von Tages- bzw. Wochenendveranstaltungen bis hin zu drei und neun Monaten Schulungszeit. Sie sind primär für die Jugendlichen aus Kasana gedacht, stehen jedoch auch Kirchengemeinden und anderen Kinderzentren in ganz Uganda offen.
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