Nach „Manchester“ herrschte in den britischen Medien und der britischen Politik völliges Schweigen zu der Tatsache, dass sich die Täter und die, die sich zur Terror-Tat bekannten, auf den Islam beriefen. Es ist ehrenwert, dass man verhindern will, dass Unschuldige, hier Muslime weltweit, in den Strudel von Vorverurteilungen geraten. Aber die Probleme löst man so sicher nicht.

Es ist ebenso falsch zu sagen, dass terroristische Akte wie der in Manchester rein religiös zu erklären sind, wie es falsch ist zu sagen, dass Religion hier keine Rolle spielt. Warum um alles in der Welt fällt es so schwer, hier die Balance zu halten?

Die Kreuzzüge waren nicht rein religiös motiviert, ebenso wenig die Gegenbewegung auf islamischer Seite. Und immer wieder kam es zu Koalitionen zwischen christlichen Herrschern und muslimischen Herrschern gegen eine gemischte Konkurrenz. Aber zu behaupten, die Kreuzzüge und die Gegenbewegung hätten nichts mit Religion zu tun gehabt, da politische, wirtschaftliche, ja teilweise sehr persönliche Gründe der Herrschenden eine Rolle spielten, wäre – man entschuldige – lächerlich. Und es waren nun mal keine Buddhisten oder Atheisten beteiligt, es war ein Problem von Islam und Christentum.

Alle Untersuchungen zeigen, dass es praktisch unmöglich ist, Gemeinsamkeiten zwischen islamistischen Terroristen oder Jihad-Kämpfern, die aus aller Welt nach Syrien oder Irak ziehen, zu finden. Alter, soziale Schicht, Bildung und Herkunft, Konvertiten oder traditionell Religiöse, all das ist sehr unterschiedlich und taugt als Gemeinsamkeit, geschweige denn als Erklärung, nicht, zu divers sind die Biografien.

Nur eines haben alle Täter gemeinsam: Sie sind alle Muslime. Da die meisten Muslime keine Terroristen sind und diese Art des Terrorismus nicht befürworten, führt selbstverständlich kein direkter Weg von der Geburt in eine muslimische Familie zum gewalttätigen Islamismus. Aber wenn in Dutzenden von Ländern, Kontexten, Sprachen, Kulturen, aber auch persönlichen Biografien nur eins als Faktor weltweit und über Jahre stabil bleibt, nämlich die Berufung auf den Islam, während gleichzeitig ähnliche globale Bewegungen aus andere Religionen nicht bekannt sind, das heißt Buddhisten, Atheisten, Christen oder Sikhs nicht an der Globalisierung des Terrors beteiligt sind, kann man diesen Faktor doch nicht einfach ignorieren.

Dabei geht es nicht darum, dem Islam ‚eins auszuwischen‘. Es geht vielmehr darum: Wenn es nur einen Faktor gibt, der immer auftritt, wird es keine Lösung geben, die alles berücksichtigt, nur ausgerechnet diesen Faktor nicht.

Man denke einmal, dass alle Terroristen nur eins gemeinsam hätten, dass sie Jesuiten, Zeugen Jehovas oder Evangelikale wären. Weder Medien noch Politiker würden diesen Faktor so oft unter den Tisch fallen lassen, wie es beim Islam der Fall ist. Man denke einmal, alle Täter wären Raucher. Selbst wenn man keine Ahnung hätte, wo der Zusammenhang liegt, würde das zum Dauerthema werden. Hunderte Millionen Evangelikale müssen sich ständig anhören, dass vereinzelt solche, die nur möglicherwiese zu ihnen gehörten, einen Abtreibungsarzt ermordeten oder einen Koran verbrennen wollten. Zigtausende Terroristen über Jahrzehnte bis zum heutigen Tag dagegen darf man nicht mit ihrer religiösen Zugehörigkeit in Verbindung bringen. Diese Ausnahme wird weltweit von Politikern und Medienschaffenden ausschließlich für den Islam gemacht.

Ist es, weil keiner Angst vor all diesen Religionen und Gruppen hat, während bestimmte Muslime auch Gewalt gegen Medienschaffende androhen und ausüben? Müssten also andere Religionen und Gruppen ebenfalls mit Gewalt drohen, um weniger pauschal verurteilt zu werden? Ist es vorlaufender Gehorsam?

Noch einmal: Es geht mir nicht darum, dem Islam ‚eins auszuwischen‘, wie mein Buch „Feindbild Islam“ beweist. Es geht vielmehr darum: Wenn es nur einen Faktor gibt, der immer auftritt, wird es keine Lösung geben, die alles berücksichtigt, nur ausgerechnet diesen Faktor nicht.

 

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