Gastvorlesung an der Universität New York Tirana

(Bonn, 31.03.2015) Der Präsident der International Society for Human Rights und Botschafter für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz hat eine Gastvorlesung an der University of New York Tirana, der ersten Privatuniversität des Landes, gehalten. In seiner Vorlesung „Nazism as a political religion“ nahm Schirrmacher den Aufstieg des Nationalsozialismus als Beispiel dafür, dass viele Politiker die absurden Ziele von Fundamentalisten irrigerweise nicht ernst nähmen, sondern für rhetorische Übertreibung hielten. Noch 1933 habe etwa Theodor Heuss ein mutiges Buch gegen den Nationalsozialismus veröffentlicht, in dem er aber auf Ziele wie die Auslöschung der Juden oder Lebensraum im Bereich der Sowjetunion nicht näher einging, weil er sie für absurd und sowieso nicht umsetzbar hielt.

Thomas Schirrmacher beim albanischen Präsidenten

Thomas Schirrmacher beim albanischen Präsidenten

Wenn etwa der neue indische Ministerpräsident Narendra Modi einer Bewegung angehöre, die behauptet, Indien gehöre allein den Hindus und alle Muslime und Christen seien zwangsbekehrte Hindus, die zurückbekehrt werden müssten, nähmen das derzeit viele nicht ernst. Dabei spürten religiöse Minderheiten im ganzen Land, wie sich die Stimmung ihnen gegenüber verschlechtere und wie Gewalt von fundamentalistischen Hindus gegen Andersdenkende zunehme. Zudem würden in abgelegenen Dörfern immer häufiger Zwangsbekehrungszeremonien zum Hinduismus an Muslimen und Christen vollzogen. Wie im Falle von Erdogan würden wahrscheinlich auch bald bei Modi gerade die Medien in ein paar Jahren erstaunt fragen, wie es nur so weit kommen konnte. Und das, obwohl die dahinter stehende Ideologie und Bewegung Modis bereits 90 Jahre alt sei und seit Jahrzehnten durch die RSS, der Modi angehöre, Gewalt auf die Straße trage. Modi sei immerhin als Gouverneur des indischen Bundesstaates Gujarat 2002 in die Unruhen von Hindus gegen Muslime mit 1000-2000 Toten involviert gewesen.

Das Ziel der Islamisten, das Christentum aus dem Nahen Osten zu entfernen, habe niemand ernst genommen bevor die – von Experten als Folge des Golfkrieges angekündigte – gewaltsame Massenvertreibung von Christen im Irak begann. Man sagte, dass eine Vertreibung in Ländern mit Hunderttausenden oder gar Millionen von Christen gar nicht möglich sei. Dann kam die Vertreibung im Irak, es folgte die Tragödie in Syrien. „In Ägypten sind wir gerade noch eben so an einer Massenvertreibung oder -auswanderung von koptischen Christen vorbeigeschrammt“, so der Religionssoziologe.

Thomas Schirrmacher während der Gastvorlesung in Tirana

Thomas Schirrmacher während der Gastvorlesung in Tirana

Der Gastvorlesung war ein Empfang beim Präsidenten von Albanien, ein Empfang beim Oberbürgermeister von Tirana und ein Empfang bei der Universitätsleitung vorausgegangen. Außerdem traf Schirrmacher das Oberhaupt der Albanisch-Orthodoxen Kirche, Erzbischof Anastasios, den katholischen Nuntius, Erzbischof Ramiro Moliner Inglés, und den Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Pfarrer Akil Pano.

Anschließend hielt Schirrmacher einen Vortrag zum Thema „Woher stammen die Menschenrechte“ im Historischen Nationalmuseum, dem größten Museum des Landes an der Nordwestseite des zentralen Skanderberg-Platzes, berühmt durch sein realsozialistisches Arbeiter-Mosaik an der Stirnseite. Der Vortrag fand im Zusammenhang mit einer Mitgliederversammlung der Albanischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte statt.

 
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  • Bild 1: Thomas Schirrmacher während der Gastvorlesung in Tirana
  • Bild 2: Thomas Schirrmacher beim albanischen Präsidenten
 

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