Dass immer neue christliche Bewegungen Hoffnung für alle Gesellschaftsschichten hatten und sich insbesondere für die Opfer der Sünde – gleich ob ihrer eigenen, der anderer oder der Gesamtheit – einsetzten, hat die Kirchengeschichte – und gerade auch die pietistischen, evangelikalen, frommen Strömungen in ihr – tief geprägt. Man denke etwa an die evangelikale Antisklavereibewegung, den Methodismus, die Heilsarmee, die Diakonissenmutterhäuser, das Blaue Kreuz oder das Schwarze Kreuz und die Gefährdetenhilfen. Christen haben sich etwa weltweit gegen Alkoholismus und Drogenabhängigkeit eingesetzt und sich nicht vor der mühevollen Arbeit gedrückt, den Opfern – selbst schuldig oder nicht oder irgendwo dazwischen – über Jahre hinweg Rehabilitationsmöglichkeiten zu eröffnen. Hier gilt es ganz neu für die globale Entwicklung anzuknüpfen und wie Jesus für jeden irgendwo auf der Welt Hoffnung zu haben, und sei er auch von noch so vielen abgeschrieben worden.
Kürzlich habe ich zusammen mit Kurt Bangert von World Vision ein Buch mit dem Titel „HIV/AIDS als christliche Herausforderung“ herausgegeben. Der Einsatz gegen HIV & AIDS und für AIDS-Kranke und die AIDS-Opfer im weitesten Sinne ist nichts anderes, als der Einsatz gegen andere soziale und medizinische Katastrophen in der Vergangenheit, wie Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Blindheit oder Inhaftierung.
Das gerade erscheinende Buch „Der Kampf gegen Armut – Aufgabe der Evangelischen Allianz“, das ich mit Andreas Kusch zusammen herausgegeben habe und das eine Art theologsiche Begründung und Reflektion der MICHA-Initiative ist, greift eine ähnliche Thematik auf.
Die alttestamentlichen Glaubensvorbilder Josef und Daniel halfen ihren Ländern und Kulturen und retteten viele Leben. Josef entwarf ein gigantisches Programm, dass den Ägyptern und anderen das Leben rettete, obwohl sie doch an einen anderen Gott glaubten. Josef und Daniel warteten nicht, bis die Welt um zu herum weitgehend dem entsprach, wie sie es als gottesfürchtige Menschen gerne gesehen hätten, sondern sie gewannen den Respekt aller, weil sie sich für alle Menschen einsetzten – allerdings auch ohne dabei ihren Glauben an den einen Schöpfer und Erlöser zu kompromittieren.
Unsere Aufgabe als Christen ist es nicht, auf eine Welt zu warten, die uns besser gefällt oder die Welt zunächst in eine handliche Form zu bringen, bevor wir etwas unternehmen, sondern in der Welt zu wirken, wie wir sie hier und jetzt vorfinden und dort die Liebe unseres Gottes zu verkündigen und konkret zu bezeugen.
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