Zum Thema Homosexualität schreibt die Deutsche Evangelische Allianz in ihrer Stellungnahme zu allen wichtigen Politikfeldern „Sucht der Stadt Bestes“ von 2010:

„Wir wenden uns ebenso gegen die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und der geschlechtlichen Orientierung, auch angesichts der verhängnisvollen Unterdrückung der Homosexuellen im Dritten Reich. Wir begegnen Vertretern einer anderen geschlechtlichen Orientierung mit Respekt und Würde, sehen allerdings praktizierte Homosexualität – wie andere Formen der außerehelichen Sexualität – grundsätzlich als unvereinbar mit der für den christlichen Glauben maßgebenden biblischen Ethik an. Wir wenden uns außerdem gegen Versuche, gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften der im Grundgesetz herausgehobenen klassischen Ehe gleichzustellen, auch wenn wir respektieren, dass sich das Rollenverständnis der Geschlechter im Laufe der Geschichte immer wieder verändert.“

Hier wir doch die Diskriminierung von Homosexuellen eindeutig verworfen. Dass sich aus dem Ideal der christlichen Ehe als monogam, lebenslänglich und zweigeschlechtlich eine Ablehnung aller anderen Formen von Sexualität – nur unter anderem der Homosexualität – ergibt, liefert in keiner Weise eine Legitimation, für die Diskriminierung anderer und andersdenkender Menschen. So sicher wie Menschen, die heterosexuell ohne Trauschein zusammenleben, vor Evangelikalen sein können, so sicher sind es auch Homosexuelle. Auf irgendeine evangelikale Tradition, Homosexuelle zu diskriminieren, öffentlich zu demütigen, geschweige denn Gewalt gegen sie zu rechtfertigen oder gar auszuüben, kann keiner verweisen. Ich war auf dem Schulhof oft am freundlichsten zu Homosexuellen, da meine Eltern mich strikt zu Gewaltlosigkeit, Respekt und Freundlichkeit allen gegenüber erzogen. Andere Klassenkameraden hatten zum Thema Homosexualität zwar keine theologische Auffassung, ja überhaupt keine eigentliche Begründung für ihre Sicht, aber was nützte das den Homosexuellen, wenn sie bewitzelt, bloßgestellt, gerempelt oder gar verprügelt wurden?

Man soll Menschen nach dem beurteilen, was sie wirklich tun, nicht nach dem, was man meint, was sie aufgrund ihrer Weltanschauung oder missverstandenen Äußerungen vermeintlich tun müssten. Gerne werden falsche Schlüsse aus Äußerungen gezogen, die man missversteht, ohne zu schauen, ob die Betreffenden selbst dies auch tun und dann praktizieren. Man kann sagen: „Gott wird dich richten“ und damit meinen, dass der andere den Tod verdient – und dabei gar nachhelfen –, man kann damit aber auch genau das Gegenteil meinen, dass eben Gott jeden einmal beurteilen wird und keinem Menschen dieses Gericht zusteht. Die Freimaurer schwören beim Einstieg drakonisch, dass sie mit dem Verrat der Geheimnisse ihr Leben verwirken. Gestorben ist deswegen noch keiner, zumindest schon lange nicht mehr.

 

5 Kommentare

  1. Bergenau sagt:

    Natürlich werden Lesben und Schwulen diskriminiert. Als Erstes wird ihnen das Recht auf Ehe vorenthalten und dann im gleichen Satz außereheliche Sexualität unterstellt. Es ist genau der gleiche Widerspruch, wie wenn man Homosexuellen unterstellt, sie trügen nicht zu Vermehrung bei und erlaubt ihnen nicht die Adaption.

    • Schirrmacher sagt:

      „Recht auf Ehe“? In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht davon und die Ehe war in demokratischen Staaten immer schon beschränkt, zB auf Erwachsene, auf solche, die nicht schon verheiratet sind, auf Zurechnungsfähige. Im übrigen muss eine rechtliche Gelichstellung – wie wir sie in D schon in der Lebenspartnerschaft haben – nicht menschenrechtlich zwingend denselben NAmen tragen.

  2. Dettmar sagt:

    „Man soll Menschen nach dem beurteilen, was sie wirklich tun, (…)“ Genau . Was aber tut die DEA? Sie unterstützt „Konversionstherapien“ zum Thema: „Ego-dystone Homosexualität – Möglichkeiten der Veränderung“ , s. http://www.ead.de/index.php?id=36&tx_ttnews%5Bswords%5D=&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1154&cHash=30b4de966765c22072ddf093261bc779, die von der seriösen Sexualmedizin, Psychatrie, Psychotherapie etc. ausnahmslos als kontraproduktiv, ja schädlich abgelehnt werden: „Das Referat der DGPPN weist ausdrücklich darauf hin, dass psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungsansätze nicht auf die Homosexualität als solche, sondern sofern vorhanden auf die Konflikte, die mit der Homosexualität in Verbindung mit religiösen, gesellschaftlichen und internalisierten Normen entstehen, fokussieren sollten.“, aus: Stellungnahme des DGPPN-Referats „Sexuelle Orientierung in Psychiatrie und Psychotherapie“ zu Konversionstherapien bzw. reparativen“ Verfahren bei Homosexualität, http://www.dgppn.de/fileadmin/user_upload/_medien/download/pdf/stellungnahmen/2013/DGPPN-Referat_Stellungnahme_zu_Konversionstherapien.pdf. Zu den postulierten „Behandlungserfolgen“ der Konversionsapologeten sagt das Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin, der Universitätsmedizin Berlin: „Oft werden gegengeschlechtliche sexuelle Beziehungen aufgenommen, die jedoch (mitunter trotz »technischer« sexueller Funktionalität) wegen sexualpräferenzieller Inkompatibilität ohne innere Resonanz bzw. ohne emotionalen Niederschlag bleiben und deswegen nicht aufrecht erhalten werden können. In vielen Fällen werden sexuelle Kontakte ausschließlich im Kontext anonymer, (semi-)professioneller Prostitution gesucht, was für die Betroffenen sowohl mit einem deutlich erhöhten Risiko verbunden ist, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu infizieren (vgl. HIV), als auch Opfer von Gewalthandlungen und Eigentumsdelikten zu werden, wie sie durch die »Ausnutzung einer sexuellen Neigung« begünstigt und begangen werden.“, s. http://www.sexualmedizin.charite.de/ambulanz/sexualstoerungen/entwicklung/orientierung/.
    Wenn dann gesagt wird „Man soll Menschen nach dem beurteilen, was sie wirklich tun“, fällt mit nur noch Mt 7,15/16 ein.

  3. […] immer wieder verändert.“ (Deutsche Evangelische Allianz. Suchet der Stadt Bestes (vgl. auch hier). Bad Blankenburg, […]

  4. Ulrich Haussmann sagt:

    „Wir haben sie über Jahrhunderte diskriminiert, abgewiesen, in Nischen und ins Abseits gedrängt, aus der Öffentlichkeit und von Ämtern ferngehalten, an vielen Stellen ihr Leben zerstört, seelisch und körperlich.“
    Zitat: Landesbischof Stäblein im April 2021
    Herr Schirrmacher, Sie machen es sich wahrlich zu einfach die Zerstörung nur im III.Reich zu verankern. Nein ganz besonders auch in der Bundesrepublik. Haben Sie bitte Mut zur Wahrheit.

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