Statement bei der Wiederwahl zum Präsidenten des Internationalen Rates durch die Sektionen der IGFM/ISHR für die Periode 2016–2020

Es ist mir eine Ehre, viele Tausende ehrenamtlicher Menschenrechtler, die sich in unseren nationalen Sektionen auf allen Kontinenten zusammengeschlossen haben, weiterhin öffentlich vertreten zu dürfen. Gibt es etwas Edleres, als für Menschen sprechen zu dürfen, die – oft unter großen Opfern und Gefahren – das Wohlergehen Anderer zu ihrem Lebensthema gemacht haben?

Soeben durfte ich auf der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Heilbronn über „Menschenrechte in der einen Welt“ sprechen. Vor nicht allzu langer Zeit sprach ich vor 28.000 Ahmadiyya-Muslimen in Karlsruhe über dasselbe Thema. Vor dem Brasilianischen Obersten Gerichtshof durfte ich vortragen, wieso Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit für eine moderne Demokratie unabdingbar sind. In Georgien diskutierte ich kürzlich mit dem Ministerpräsidenten, warum Menschenrechte der Entwicklung eines Landes förderlich sind. Ich könnte mir keine schönere Aufgabe vorstellen, als mein Amt bei der IGFM, auch wenn der Anlass, die massenhafte Verletzung der Menschenrechte weltweit, doch sehr traurig ist.

Der Name „Menschenrechte“ ist genial, kann man aus ihm doch die wichtigsten Kennzeichen der Menschenrechte ableiten.

Menschenrechte sind universal, sie gelten eben für alle „Menschen“.

Menschenrechte sind individuell, da es den „Menschen“ eben nur als einzelnen „Menschen“ gibt.

Menschenrechte sind aber auch sozial, da es nie nur einen Menschen gibt, sondern immer nur die „Menschen“ und die Rechte für alle zugleich gelten.

Menschenrechte sind egalitär, weil sie sich aus dem allen gleichen Menschsein ableiten, nicht aus etwas, das Menschen unterscheidet oder verliehen wird.

Menschenrechte sind vorstaatlich, weil das Menschsein allem anderen vorausgeht.

Menschenrechte sind einklagbar, sind also nicht nur Feststellungen, Appelle oder Forderungen, sondern eben „Rechte“.

Menschenrechte sind unteilbar, weil eben die Menschen selbst unteilbar sind und der Mensch im Mittelpunkt steht, nicht ein System oder eine Ideologie.

Menschenrechte sind notstandsfest, da der Mensch auch in schlimmsten Lagen oder auch als Straftäter Mensch bleibt.

Thomas Schirrmacher

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