Schirrmacher gratuliert seinem „väterlichen Freund“ zum Hemmerle-Preis

Thomas Schirrmacher hat dem Oberhaupt der Autokephalen Orthodoxen Kirche von Albanien, Anastasios Yannoulatos (90), zum Erhalt des Klaus-Hemmerle-Preises 2020 gratuliert und ihn als einen der bedeutendsten lebenden Missions- und Religionswissenschaftler bezeichnet.

Thomas Schirrmacher mit dem Preisträger, Erzbischof Anastasios Yannoulatos © BQ/Esther Schirrmacher

Thomas Schirrmacher mit dem Preisträger, Erzbischof Anastasios Yannoulatos © BQ/Esther Schirrmacher

„Er hat nicht nur seit 50 Jahren bedeutende Missionsschriften verfasst, sondern den Missionsgedanken in die orthodoxe Kirche zurückgebracht“, so Schirrmacher.

Dass er schließlich selbst drei Jahrzehnte lang als Missionar und Hirte die Kirche in Albanien aus dem Nichts wieder aufgebaut hat, beweist die tiefe Überzeugung, aus der heraus er geschrieben hat. Anastasios sei ein „väterlicher Freund“ und seine Berufung ein Glücksgriff für ganz Albanien.

Die Auszeichnung der Fokolar-Bewegung wurde dem Erzbischof von Tirana und Oberhaupt der größten Kirche von Albanien im Aachener Dom überreicht. Der katholische Ortsbischof Helmut Dieser hob Yannoulatos’ Rolle als Wegbereiter der Ökumene und des interreligiösen Dialogs hervor. Der Preisträger habe „Menschen zusammengeführt, sie sprachfähig miteinander gemacht und Brücken gebaut“, sagte Dieser.

Der Aachener Dom zu Beginn der Preisverleihung © BQ/Esther Schirrmacher

Der Aachener Dom zu Beginn der Preisverleihung © BQ/Esther Schirrmacher

In seiner Laudatio würdigte der vatikanische „Ökumene-Minister“ Kurt Kardinal Koch das missionarische Wirken des Preisträgers. „Wir brauchen geistliche Vitaminspritzen, die wir bei Ihnen in überzeugender Weise finden“, sagte er an Yannoulatos gewandt. Koch hob zudem dessen Rolle beim Wiederaufbau der Autokephalen Orthodoxen Kirche Albaniens nach dem Kommunismus hervor.

Erzbischof Yannoulatos stammt aus Griechenland. Er wirkte als Missionar und Friedensstifter in Afrika. 1991 wurde er nach Albanien geschickt, um die zerstörte Autokephale Orthodoxe Kirche nach Jahren eines rigiden staatlich verordneten Atheismus wieder aufzubauen. 1992 wurde Yannoulatos vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios zum Erzbischof von Tirana, Durres und ganz Albanien ernannt.

Der zum neunten Mal verliehene Preis erinnert an den früheren Aachener Bischof Klaus Hemmerle (1929–1994). Die Fokolar-Bewegung ehrt damit nach eigenen Angaben „Persönlichkeiten, die als Brückenbauer den Dialog zwischen den Kirchen, Religionen und Weltanschauungen fördern“. Die undotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vergeben. 2018 ging sie an den früheren Landesrabbiner Henry G. Brandt.

Kirchliche Prominenz bei der Preisverleihung © BQ/Esther Schirrmacher

Kirchliche Prominenz bei der Preisverleihung © BQ/Esther Schirrmacher

Die ökumenische Fokolar-Bewegung, zu der Hemmerle gehörte, wurde 1943 von Chiara Lubich in Trient gegründet. Die religiöse Laien-Gruppierung mit weltweit rund 120.000 Mitgliedern in 180 Ländern will Einheit und Geschwisterlichkeit in Kirchen und Gesellschaft hineintragen.

Die Jury begründet ihre Entscheidung mit Verweis auf eben dieses Engagement als Glaubensbereiter in einem kommunistisch-atheistisch geprägten Land und lobt Yannoulatos Einsatz im Dialog zwischen Muslimen und Christen sowie im ständigen Vermitteln zwischen den christlichen Kirchen.

Sein unermüdlicher Einsatz für Bildung, Gesundheit, Entwicklung und insbesondere für die Jugend in Albanien habe dem überzeugten Europäer auch zu einem Ruf als Vermittler bei der Integration Albaniens in ein vereintes Europa verholfen.

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