Es ist erfreulich, dass in Deutschland immer noch Politiker eine Chance haben, die weder ihren Honig daraus saugen, andere Politiker schlecht zu machen, noch sich einseitig an dem orientieren, was optisch oder sonst in den Medien ankommt.
Mir geht es hier überhaupt nicht um die Frage, wie man Frau Merkels Politik bewertet, noch darum, welche unterschiedliche Politik die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz gemacht hätten oder für welche politischen Programme sie stehen. Und noch ist ja sowieso offen, ob und wann Annegret Kramp-Karrenbauer gegebenenfalls Frau Merkel auch als Bundeskanzlerin beerbt. Mir geht es um einige Beobachtungen, wie Merkel und Kramp-Karrenbauer bestimmte – meines Erachtens christliche – Werte im Umgang mit anderen praktizieren und diese nun in die nächste Generation gehen.
Verzicht auf „schmutzige Wäsche“
Angela Merkel hat erfreulicherweise immer darauf verzichtet, andere Politiker ad personam anzugreifen und schmutzige Wäsche zu waschen. Ihr folgt eine Bundesvorsitzende nach, für die das in ihren bisherigen Ämter genauso gilt. Das ist weltweit gesehen eine Ausnahmeerscheinung.
Keine Medienkanzlerin
Angela Merkel ist sicher keine Medienkanzlerin. Sicher muss jeder Spitzenpolitiker sich um die Medien kümmern, aber es ist allseits bekannt, wie wenig wert sie auf ihre äußere Erscheinung in den Medien legt und wie selten sie Dinge ausschließlich für die Medien tut. Protzen und Angeben sind ihr fern. Mit Annegret Kramp-Karrenbauer folgt ihr jemand nach, der das bisher genauso gemacht hat.
Einfacher Lebensstil
Angela Merkel lebt einen einfachen Lebensstil und Bereicherung im Amt oder Korruption scheint ihr fern zu sein. Das prägt das Bild Deutschlands weltweit. Mit Annegret Kramp-Karrenbauer wird dies nun fortgesetzt.
Einfach Frau sein
Angela Merkel hat ihr Frausein nie thematisiert und zu Wahlkampfzwecken eingesetzt. Sie hat weder die Opferrolle gespielt noch Forderungen gestellt, was ihr als Frau oder den Frauen überhaupt zustehe. Sie hat einfach ihren Job gemacht. Für Annegret Kramp-Karrenbauer gilt dasselbe in ihrer bisherigen Karriere. Äußerst selten folgen Frauen Frauen in solchen Ämtern nach, hier könnte ein Schlüssel dazu liegen.
Faire Chance für andere Kandidaten
Merkel und Kramp-Karrenbauer haben die Wahl eines neuen CDU-Bundesvorsitzenden vorbildlich ablaufen lassen. Die bisherige Vorsitzende und die bisherige Generalsekretärin der CDU hätten das auch anders machen können, aber sie haben den anderen Kandidaten eine faire Chance gegeben, wie die hohe Stimmenzahl für Friedrich Merz beweist. Auch hier keine Schlammschlacht, kein Erbhofgetue, echte Zurückhaltung der derzeit mächtigsten Frauen Europas. Man vergleiche das mit anderen deutschen oder europäischen Parteien, die ihre große Mühe mit dem Finden und Wählen neuer Vorsitzender haben. Sicher wird hinter den Kulissen manches gelaufen sein, was wir nicht wissen, aber auf Seiten aller Kandidaten. Aber das Gesamtbild ist erfreulich.
Ich persönlich glaube, dass es ein großer Fehler war, dass Horst Seehofer aus dem Rahmen solcher Tugenden der Unionsparteien ausgeschert ist und dass das viele Unionswähler nicht mitvollziehen konnten. Auch das gilt unabhängig davon, ob man seine Ziele gutheißt oder nicht.
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