Gedanken zu Epheser 4,1-6: Eine Andacht

Aus meiner Andacht für die Generalversammlung der Weltweiten Evangelischen Allianz in Pattaya im Oktober 2008

So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einheit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; 6 ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ (Paulus in Epheser 4,1–6, LUT)

Es gibt falsche Wege, um Einheit unter Christen zu schaffen. Den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, ist einer davon. Hier wird das Evangelium mit jedem neuen Mitspieler kleiner und kleiner. Die Wahrheit zu verkaufen oder die Leitung denen zu überlassen, die am nettesten erscheinen, sind andere falsche Wege.

Aber keine noch so notwendige Warnung vor falschen Wegen zur christlichen Einheit kann unsere Aufgabe zunichte machen, nach der Einheit des Leibes Christi zu streben und den einen Herrn, durch eine Stimme, den einen Leib zu verkünden. In Einheit zu leben bedeutet, „ein Leben zu führen, das unserer Berufung würdig ist“. Dreimal nennt Paulus in diesen Versen unsere „Berufung“ als Christen als Grund für die Forderung nach Einheit. Christ zu sein bedeutet, demütig, sanftmütig und geduldig gegenüber allen zu sein, besonders gegenüber anderen Christen. Das Nachdenken über falsche Wege zur Einheit darf uns nicht davon abhalten, richtige Wege zu finden, um die Einheit zu suchen, vor allem sollen wir uns bemühen, „die Einheit im Geist durch das Band des Friedens“ zu wahren.

Heißt das, dass wir uns nicht mehr um Wahrheit kümmern sollten? Nein! Wenn es nur „einen Gott“ (‚theos‘) gibt, dann kann es letztlich auch nur eine Wahrheit über Gott (‚Theologie‘) geben. Wenn es nur „einen Geist“ gibt und wenn es die Aufgabe des Geistes ist, uns in alle Wahrheit zu führen, dann werden der Geist und seine Wahrheit uns nicht trennen, sondern vereinen. Und wenn es nur „einen Glauben“ gibt, müssen wir nie zwischen Einheit und Glauben wählen, sondern ein tieferer und klarerer Glaube wird immer zur Einheit führen, und eine größere wirkliche Einheit wird zu einem tieferen und gemeinsamen Glauben führen.

In Epheser 1–3 bereitet Paulus mit einer ausführlichen Lehre auf Epheser 4 vor. Er offenbart uns, wer Gott ist und wer Jesus ist; er erklärt Vergebung, Auferstehung, Himmelfahrt und andere zentrale Themen der christlichen Lehre. Man muss diese Kapitel immer und immer wieder lesen, um die ganze Tiefe ihrer Botschaft zu verstehen. Paulus zeichnet ein großartiges Bild von Gottes universaler Absicht mit der Gemeinde Jesu Christi. Es ist so großartig, dass es weit entfernt von der Realität unserer oft hässlichen Ortsgemeinden zu sein scheint.

Welches praktische Ergebnis hat also die Lehre in Epheser 1–3? Ganz einfach: „So ermahne ich euch …“ (Epheser 4,1), für die Einheit zu leben und zu arbeiten! Die Ermahnungen des Paulus in Epheser 4 sind nicht das Ende der biblischen Offenbarung und Lehre, sondern die praktische Folge davon! „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.“ (Epheser 4,15)

Lasst uns beten, dass der Geist Gottes uns vor falschen Wegen zur christlichen Einheit bewahrt, aber mehr noch, dass wir wirklich biblische und geistliche Wege zur christlichen Einheit in den Mittelpunkt unseres Denkens über die eine Kirche, den einen Leib Jesu Christi stellen.

 

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