Während die EKD-Orientierungshilfe zur Familie Scheidungen verharmlost und als Chance zur Neuorientierung sieht, wie mein Gutachten dazu im Detail darlegt, beschreibt Deutschlands prominentester Scheidungsanwalt, Hermann Messmer aus München, der an über 5.000 Scheidungen beteiligt war, in der BILD eine ganz andere, tragische Realität („Es geht immer nur ums Geld, egal, ob viel da ist oder wenig“, 26.1.2014).
Wer sich ein bischen für seine Umwelt interessiert, wird feststellen, dass seine Beschreibung der alltäglichen Erfahrung und der Realität viel mehr entspricht, als die rosige Welt der EKD-Orientierungshilfe, die blumig von zweiter Chance, Neuanfang und Umorientierung spricht.
Drei Zitate sollen hier genügen:
„Die Scheidungsverfahren sind heute auf jeden Fall härter als früher. Es ist nicht mehr derjenige der Held, der menschlich anständig ist, sondern die Person, die sich mit allen Tricks die meisten Vorteile verschafft. Heute wird hart und erbarmungslos geschieden. Oft nehmen Frauen und Männer die Kinder als Druckmittel. Denn es ist nicht mehr so, dass die Kinder automatisch der Mutter zugesprochen werden. Da haben sich die Männer emanzipiert. Ich kenne immer mehr Fälle, bei denen der ständige Aufenthalt des Kindes dem Mann zugesprochen wird. Die Scheidung ist die Stunde der Wahrheit – die Maske der Menschen fällt. Manchmal erstaunt es mich selbst: Da schlafen zwei Menschen jahrelang im gleichen Bett. Und beim Scheidungstermin geben sie sich nicht einmal die Hand. Scheidung ist heute ein Kriegsschauplatz.“
„Ein Scheidungsverfahren dauert unterschiedlich lange. Bei friedlichen Trennungen kann alles in einem halben Jahr vorbei sein. Rosenkriege können schon mal 4 bis 5 Jahre dauern. Die Zahl hält sich dabei die Waage. Etwa die Hälfte meiner Scheidungen sind schmutzig. Am meisten streiten die Menschen übers Geld. Das weiß ich aus den über 5000 Scheidungen, die ich miterlebt habe. Dabei ist es egal, ob Menschen viel Geld haben oder wenig. Gestritten wird immer. Die einen zoffen aus Gier, bei den anderen geht es ums nackte Überleben.“
„Interessant ist, dass die Menschen aus ihren Fehlern nicht lernen. Zweitehen sind genauso scheidungsanfällig wie die erste Ehe. Der Grund: Man geht mit Vorbelastungen in die neue Partnerschaft. Das können zum Beispiel Kinder sein, die ein Partner mit in die Beziehung bringt. Patchwork-Familien bedeuten unglaublich viel Beziehungs-Arbeit.“
Nebenbei: 2012 waren 143.022 minderjährige Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen.
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