Zum 25-jährigen Jubiläum des Seminars
Im Herbst 2021 feiert das Martin Bucer Seminar (MBS) sein 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass interviewte IDEA-Redakteur Thomas Richter (Dresden) Titus Vogt, den Dekan des Seminars. Der daraus entstandene Artikel erschien im „IDEA-SPEZIAL Aus- und Weiterbildung“ als Beilage zu IDEA 13.2021. Der Text hier mit freundlicher Genehmigung von IDEA wiedergegeben.
Mit einem öffentlichen Studientag aller deutschsprachigen Studienzentren am 13. November plant das Martin Bucer Seminar sein 25-jähriges Jubiläum im Herbst zu feiern. Auch Gäste sind herzlich willkommen. Nähere Information werden im Verlauf der kommenden Monate auf der Internetseite des MBS (www.bucer.de) veröffentlicht.
IDEA SPEZIAL: Bibeltreu, allianzgesinnt, reformiert: Das Martin Bucer Seminar
Der Name Martin Bucer sagt auch vielen Christen nichts. Doch nach dem Reformator ist eine evangelikale Studieneinrichtung in Deutschland benannt. Was sie so besonders macht, berichtet IDEA-Redakteur und Gemeindeleiter Thomas Richter. Er hat am Martin Bucer Seminar studiert.
In diesem Jahr feiert das Martin Bucer Seminar (MBS) sein 25-jähriges Bestehen. Begonnen hat alles in Bonn im Herbst 1996. In der 80 Quadratmeter großen Bibliothek von Thomas Schirrmacher – er ist heute der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz – trafen sich Studenten und Dozenten zu den ersten Vorlesungen. Seitdem ist die Einrichtung stark gewachsen und 157 Studenten haben einen Bachelor- oder Masterabschluss in Evangelischer Theologie abgelegt. Einer davon bin ich.
Bucer – ein Brückenbauer
Seinen Namen hat das Seminar von dem Reformator Martin Bucer (1491–1551). Der in Deutschland weitestgehend unbekannte Bucer war ein Brückenbauer. Sein Hauptinteresse war es, Lutheraner, Reformierte und Anglikaner an einen Tisch zu bekommen. Er war der einzige Reformator, der eine Einigung mit Täufern und Schwärmern suchte. Außerdem arbeitete er bis zuletzt darauf hin, auch die katholische Kirche für die Rechtfertigung allein aus Gnaden zu gewinnen und sie zu reformieren. Dabei leugnete er niemals seine eigene reformierte Position. Und genau das ist auch das Herzensanliegen des Seminars: Für eine reformierte Lehre eintreten und gleichzeitig respektvoll mit anderen Meinungen umgehen. Deshalb steht die Einrichtung für die Werte „bibeltreu“, „allianzgesinnt“ und „reformiert/reformatorisch“ ein.
Was für mich eine Wohltat war
Und genau für diese Haltung habe ich das Bucer Seminar schätzen und lieben gelernt. Die Bibel wird als das unfehlbare Wort Gottes betrachtet.
In den heutigen akademisch-theologischen Ausbildungsstätten ist diese Grundhaltung leider eine Rarität. Für mich – ich hatte zuvor meinen Bachelor an einer Universität mit historisch-kritischer Auslegung absolviert – war dies eine Wohltat. Besonders schätzen gelernt habe ich auch die intensiven, aber immer freundlich geführten Diskussionen während der Seminartage.
In den Ortsgemeinden bleiben
Ein Anliegen des Bucer Seminars ist es, dass Christen in ihren Ortsgemeinden bleiben und dennoch für ihren gemeindlichen Dienst ausgebildet werden können. Aus diesem Grund ist das Studium am Martin Bucer Seminar berufsbegleitend. Den Großteil der Ausbildung absolviert man von zu Hause aus im Selbststudium. Trotzdem muss auf den gemeinschaftlichen Aspekt nicht verzichtet werden, da immer auch wieder Präsenz-Seminare angeboten werden. Eine gewisse Anzahl an Besuchen ist verpflichtend, aber man ist frei, die Seminare zu wählen, die einen am meisten interessieren. Diese Mischung aus großer individueller Freiheit und Unterstützung durch den jeweiligen Studienleiter habe ich sehr geschätzt. Die Teilnehmerzahl in den Seminaren ist überschaubar, wodurch schnell eine persönliche und freundschaftliche Beziehung zu den Mitstudenten und Referenten entstehen kann. Voraussetzung für ein Studium am MBS ist, dass man überzeugter Christ ist, der verbindlich einer Gemeinde angehört und sich in dieser auch aktiv einbringt. Dabei sollte die Gemeinde den Studienwunsch der studierenden Person unterstützen.
Über die eigene Theologie nachdenken
Ich habe am Bucer Seminar nicht nur eine theoretische, sondern auch eine praktische theologische Ausbildung erfahren, die mich in meinem Dienst als Prediger und Gemeindeleiter bestärkt hat. Außerdem bietet ein Studium am Bucer Seminar eine gute Gelegenheit, um über die eigene Theologie nachzudenken. Ich habe in den Studienjahren vieles überdacht. Das hat meinem Glaubensleben eine stärkere Intensität verliehen und meine Liebe zum Wort Gottes gefestigt.
Über das Seminar
Das 1996 gegründete Martin Bucer Seminar bietet eine berufsbegleitende missions- und praxisorientierte theologische Ausbildung an, die sich als Alternative zum Theologiestudium an staatlichen Universitäten versteht. Sie dauert drei bis fünf Jahre. Viele der Absolventen arbeiteten als Pastoren in freikirchlichen Gemeinden, in Gemeindegründungsprojekten und in der christlichen Jugendarbeit. Die Studiengebühr liegt bei 165 Euro pro Monat. Das Seminar betreibt theologische Studienzentren in Berlin, Bielefeld, Bonn, Chemnitz, Hamburg, München und Pforzheim sowie in der Schweiz, Türkei, Albanien und Finnland. An den Zentren studieren rund 180 Personen. Rektor ist der Dozent für Neuere Kirchengeschichte und Präsident der Europäischen Evangelischen Allianz, Frank Hinkelmann.
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