Angesichts der Diskussion, ob die ‚Junge Freiheit‘ nur sehr weit rechts steht oder rechtspopulistisch oder rechtsradikal sei, lese ich von Zeit zu Zeit eine komplette Ausgabe mit einer Strichliste in der Hand, wo die Artikel einzuordnen sind. Bisher fand ich in jeder Ausgabe einen Beitrag der mich schockierte.

Mit der Nummer 38 vom 17.9.2010 schien es etwas anders zu sein. Ein Kreuz bis in den Namenszug hinein, ein Hinweis auf eine Demonstration gegen Abtreibung in Berlin.

Um so kälter die Dusche bei der eigentlichen Titelgeschichte auf Seite 1 direkt darunter. Da heißt es doch glatt am Ende des Artikel, der sich vermeintlich für Frau Steinbach und die Meinungsfreiheit einsetzt („Was man nicht sagen darf“ von Thorsten Hinz), im letzten Absatz:

„Auf dieser schiefen Grundlage wird die Politik zum Tummelplatz für Charaktere, deren Wertigkeit sich bereits habituell und physiognomisch mitteilt. Dazu muß man Frau Steinbach auf einem Jahresempfang des BdV gesehen haben, wie sie sich aufrecht, stolz, klar konturiert und natürliche Autorität ausstrahlend durch das Publikum bewegt, jeder Zoll an ihr eine Offizierstochter. Dagegen dann die vergnomten, lauernden, verwaschen-amorphen Vertreter der informellen Blockparteien. Frau Steinbach muß sich in der Politik schon lange sehr einsam gefühlt haben.“ (Quelle: JungeFreiheit.de)

„Physiognomisch“, „vergnomt“, „lauernd“, „verwaschen-amorph“ gegen „klar konturiert“ und „natürlich“, dass sind nicht nur Formulierungen aus der biologischen Rasselehre, sondern meint auch inhaltlich, dass man Menschen ihre Zugehörigkeit zu den Guten und den Bösen ansehen kann. Im übrigen ist es lächerlich, Bundeskanzlerin Merkel oder den CDU-Fraktionsvorsitzenden Kauder, immerhin die Hauptempfänger der Kritik Steinbachs, als vergnomt, verwaschen und lauernd zu bezeichnen. Wenn sie den Saal betreten, strahlen sie ebenso natürliche Autorität aus wie Frau Steinbach.

Im Übrigen haben Frau Steinbach und die Lebensrechtsbewegung eine solche Verteidigung nicht verdient. Beide haben sich von derartigen Positionen distanziert. Und ich empfehle der Lebensrechtsbewegung auch weiterhin, sich hier schärfstens von solcher Unterstützung zu distanzieren und sich nicht über die breite Berichterstattung in der ‚Jungen Freiheit‘ zu freuen. Denn den Braunen von einst und den Rechtspopulisten von heute, geht es offensichtlich nur um das ungeborene deutsche Leben, die deutsche Familie und die deutschen Vertriebenen, nicht um die der Muslime oder Sinto und Roma. So sehr ich die deutsche demografische Katastrophe bedauere (siehe Quelle), so sehr sind das ungeborene Leben oder die Familien Nichtdeutscher ethisch gleichwertig. Oder ist es Zufall, dass in dieser Ausgabe der ‚Jungen Freiheit‘ jede Berichterstattung zur Abschiebung von Roma und Sinti aus Frankreich fehlt? (siehe Quelle)? Geht es hier nicht auch um Familie, um Kinder und um Vertriebene?