Ein Bericht von Esther Schirrmacher

Ghana 2024: Gemeinsam mit Thomas Schirrmacher, Martin Warnecke und Matthias Böhning besuchte ich im April 2024 das Flüchtlingslager Buduburam, etwa 1,5 Stunden westlich der ghanaischen Hauptstadt Accra (auch als „Liberia Camp“ bekannt). Ursprünglich wollten wir nur einen Gebende Hände Bericht (Gebende Hände liefert Wassercontainer an das Camp) von unserem Kontaktmann George Bannerman erhalten, der seit Jahren die Hilfe im Lager koordiniert, spontan entschieden wir uns dann aber doch, die Situation vor Ort selbst in Augenschein zu nehmen.

Kurz vor unserer Reise, am 27. Februar um vier Uhr morgens wurden die Menschen im Flüchtlingslager Buduburam von Bulldozern aus dem Schlaf geweckt. Die ghanaische Regierung hatte am Morgen damit begonnen, große Teile des Lagers abzureißen. 15.000 Menschen waren direkt betroffen und suchen seither Zuflucht in Notunterkünften in nahe
gelegenen Kirchen und Schulen.

Das Flüchtlingslager wurde 1990 eingerichtet und beherbergt hauptsächlich Menschen aus Liberia, die vor dem Bürgerkrieg in ihren Ländern nach Ghana geflohen waren. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich Zehntausende von Menschen in Buduburam niedergelassen. Die Schätzungen für die Gesamtzahl der im Lager untergebrachten Menschen liegen zwischen 45.000 und 60.000.

Mitte Oktober 2022 kündigte der Vorsitzende des ghanaischen Flüchtlingsrates, Professor Kenneth Agyemang Attafuah, in Genf auf einer Sitzung des Exekutivausschusses des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) an, dass der ghanaische Staat das Flüchtlingslager auf „sichere, humane und effiziente Weise im Einklang mit dem nationalen und internationalen Recht sowie den Menschenrechtsverpflichtungen Ghanas“ auflösen werde.

Er sprach sowohl über die Rückführung der liberianischen Flüchtlinge in ihr Herkunftsland als auch über die Möglichkeit ihrer Integration in die ghanaische Gesellschaft. Presseberichten zufolge erklärte Professor Attafuah in Genf, dass Ghana weiterhin seiner Verpflichtung zum Schutz der Sicherheit und der Würde von Flüchtlingen und Asylbewerbern im Lande nachkommt.

Der Einsatz von Bulldozern zur systematischen und großflächigen Zerstörung von Lehmhütten, in denen Menschen in Not eine einfache Unterkunft finden, kann nicht als „menschlich“ bezeichnet werden. Die Menschen in Buduburam warten immer noch auf eine offizielle Erklärung der ghanaischen Regierung, was genau am 27. Februar passiert ist und warum Teile des Lagers plötzlich so gewaltsam zerstört wurden.

In Genf stellte Professor Attafuah in Aussicht, dass die Flüchtlinge eine so genannte „Ghana Card“, einen ghanaischen Personalausweis, erhalten. Diese ermöglicht die vollständige Integration in die ghanaische Gesellschaft durch Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten sowie den Zugang zu Finanzdienstleistungen etc. Weder der Koordinator des Flüchtlingslagers Buduburam, Dennis Gwion Dixon, noch George Bannerman, der seit vielen Jahren die humanitäre Hilfe im Lager koordiniert, wissen von Flüchtlingen, die bisher eine solche Ghana Card erhalten haben.

Die Menschen im Buduburam-Flüchtlingslager brauchen eine echte Perspektive für eine erfolgreiche Integration in die ghanaische Gesellschaft.Die ghanaische Regierung muss ihren Worten in Genf Taten folgen lassen. Die ISHR wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass das Schicksal der Menschen im Buduburam-Flüchtlingslager nicht in Vergessenheit gerät und dass echte Lösungen.

Das Hilfswerk, die ein enger Kooperationspartner der ISHR ist, unterstützt die Menschen in Buduburam wie schon seit vielen Jahren finanziell bei der Deckung ihres Grundbedarfs an Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten. Die Armut der Menschen hier zu sehen berührt einen tief und lässt einen sprachlos angesichts ihrer Perspektivlosigkeit zurück.

Im Anschluss besuchten wir noch ein von Gebende Hände unterstütztes Krankenhaus, das dringend einen Kleinbus benötigt, um Kranke aus der Umgebung einsammeln und im Krankenhaus versorgen zu können.

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